Veranstaltung: | Ordentliche Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 6.1 Anträge |
Antragsteller*in: | Jusos Görlitz, Jusos Lausitz, Jusos Mittelsachsen, Jusos Nordsachsen (dort beschlossen am: 03/11/2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03/13/2023, 07:52 |
A19: Finanzierung der Legasthenie- und Dyskalkulietherapie durch die Krankenkassen und die Jugendhilfe
Antragstext
Weiterleitung: SPD-Landesparteitag, SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, Juso-
Bundeskongress, SPD-Bundesparteitag, SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
Entwicklungsdefizite, wie Legasthenie (Lese- und Rechtschreibschwäche) und
Dyskalkulie (Rechenschwäche), müssen als Krankheit anerkannt werden. Therapie
bzw. Förderung der Betroffenen muss unbürokratisch durch die Krankenkassen
finanziert werden, wenn eine ausreichende Förderung in der Schule nicht möglich
ist.
Begründung
Die umschriebenen Entwicklungsstörungen sind zwar in der ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) aufgeführt, die nötigen Beratungen, Förderungen und psychotherapeutische Maßnahmen, zumeist in Form einer Einzelförderung im außerschulischen Bereich, werden derzeit jedoch nicht durch die Krankenkassen oder Jugendhilfe finanziert. Ausnahme: Bei einer vorliegenden oder drohenden seelischen Behinderung bzw. der drohenden Störung der Teilhabe am Leben zahlt die Jugendhilfe.
Hierfür müssen jedoch die Eltern stellvertretend für ihre Kinder einen Antrag einreichen. Daraufhin wird die Beurteilung bezüglich der oben genannten Anforderungen durch verschiedene Stellungnahmen, wie z. B. von Lehrern, Eltern oder Kinder- und Jugendpsychiatern, eingefordert. Die letzte Entscheidung liegt dann wieder beim Jugendamt.[1]
Es gibt eindeutige Hinweise, dass der Erkrankung sowohl hirnstrukturelle als auch hirnfunktionelle Korrelate zugrunde liegen [2], die auf ein somatisches Krankheitsgeschehen hinweisen. Ebenso zeigt das erhöhte Risiko für beispielsweise emotionale Störungen, Straffälligkeit und Arbeitslosigkeit [3,4], dass eine unbürokratische Finanzierung der Behandlung und Unterstützung für alle Betroffenen durch die Krankenkassen dringend notwendig ist.
Quelle:
- [1] BVL - Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e. V.; Finanzierung von Legasthenie- und Dyskalkulie-Therapien, www.bvl-legasthenie.de (28.05.2014)
- [2] Helmut Remschmidt (Hrsg.), K. Quaschner, F. M. Theisen; Kinder- und Jugendpsychiatrie: Eine praktische Einführung; Stuttgard 2011; Georg Thieme Verlag KG; 6. Auflage; S. 146-148
- [3] Ebd. S.150 & S.152
- [4] Jörg M. Fegert, Christian Eggers, Franz Resch (Hrsg.); Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters; Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012; 2. Vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, S. 845-851