Veranstaltung: | Ordentliche Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 6.1 Anträge |
Antragsteller*in: | Juso-Hochschulgruppen Sachsen (dort beschlossen am: 03/05/2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03/06/2023, 15:01 |
A24: Hand in Hand gegen Stillstand – gemeinsam für nachhaltige Hochschulen in Sachsen!
Antragstext
Die Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen möge beschließen und an den
Landesparteitag der SPD Sachsen weiterleiten:
Die Klimakatastrophe stellt zweifelsohne die größte Herausforderung der
Menschheit im 21. Jahrhundert dar. Die Juso-Hochschulgruppen bekennen sich daher
uneingeschränkt zur Einhaltung des 1,5°C-Ziels. Doch um dieses Ziel zu
erreichen, muss unsere Gesellschaft ihre Lebensweise grundlegend transformieren.
Konkret fordern wir den Kohleausstieg bis 2030 sowie eine Energieversorgung
ausschließlich aus erneuerbaren Quellen ab 2035. Der Ausbau erneuerbarer
Energien muss dabei stärker als je zuvor vorangetrieben und subventioniert
werden. Ebenso müssen sämtliche Subventionen für die fossile Energiewirtschaft
umgehend gestoppt werden, wobei eine soziale Abfederung für Haushalte mit
kleinem und mittlerem Einkommen gewährleistet werden muss.
Die Klimakrise muss vollumfassend und insbesondere unter Gerechtigkeitsaspekten
bekämpft werden. Frauen sowie Länder im globalen Süden sind von den Folgen der
Krise besonders betroffen und bedürfen daher eines besonderen Schutzes. Dies
erfordert eine umfassende Aufklärung und Bildung sowie eine Betrachtung der
Nachhaltigkeit in all ihren Aspekten. Eine nachhaltige Welt, die sich an den
Sustainable Development Goals (SDGs) orientiert, ist klimagerecht, feministisch,
internationalistisch und sozialistisch.
Im Kontext dieser Krise spielen auch die Hochschulen eine wichtige Rolle.
Nachhaltige Hochschulen können einen wichtigen Beitrag zur Abmilderung der Krise
des Artenverlustes, der Klimakrise und der Ungerechtigkeiten des Kapitalismus
leisten. Besonders in Sachsen müssen die Hochschulen eine Vorreiterrolle
einnehmen, um der Klimakrise wirksam zu begegnen. Die sächsischen Hochschulen
haben hierbei eine große Verantwortung und können durch innovative
Forschungsprojekte sowie den Einsatz erneuerbarer Energien und nachhaltiger
Technologien eine Vorreiterrolle einnehmen. Dabei muss jedoch auch eine soziale
Verantwortung berücksichtigt werden, um eine gerechte Transformation hin zu
einer klimagerechten Gesellschaft zu gewährleisten. Durch ein schnelles Handeln
der sächsischen Regierung kann sich das Bundesland als Innovationsstandort und
gesellschaftliches Beispiel für eine nachhaltige Transformation positionieren.
Besonders im Bereich der Hochschulen gibt es hier großes Potential, da Sachsen
über eine Vielzahl renommierter Universitäten und Forschungseinrichtungen
verfügt, die in der Lage sind, wegweisende Forschungsergebnisse im Bereich der
erneuerbaren Energien und der Nachhaltigkeit zu erzielen.
Die Landesregierung hat bedauerlicherweise die Gelegenheit verpasst, durch die
Novelle des sächsischen Hochschulgesetzes eine konsequente Verpflichtung zur
Nachhaltigkeit zu verankern. Stattdessen beschränkt sich die Novelle auf die
Forderung, dass an jeder Hochschule ein*e Prorektor*in für Nachhaltigkeit
zuständig sein soll und dass die Prägung der Studierenden im Sinne der
Nachhaltigkeit als Aufgabe festgeschrieben wird, ohne jedoch weitere
Verpflichtungen für die Hochschulleitungen zu formulieren.
Als Juso-Hochschulgruppen lehnen wir eine individualisierte Konsumkritik ab und
sehen die kapitalistische Wirtschaftsweise unserer Gesellschaft als stärkste
Ursache der Klimakatastrophe. Das fundamentale Problem sehen wir nicht bei
Individuen, die verheerende Entscheidungen treffen, sondern in dem System, in
dessen Kontext diese Entscheidungen gefällt werden. Nur durch eine systematische
Veränderung unserer Wirtschaftsweise hin zum demokratischen Sozialismus können
wir dieser Krise erfolgreich begegnen. Daher fordern wir als
hochschulpolitischer Verband die rasche Transformation hin zu einer
klimagerechten Hochschule bis zum Jahr 2030.
Klimagerechter Campus und Betrieb
Hochschulen und Universitäten in Sachsen sind große Verwaltungseinheiten und
bilden den Lebensmittelpunkt für viele Menschen. Sie sind wichtige Orte des
Lernens, der Forschung und des Austauschs. Als öffentliche Gebäude und
Veranstaltungsorte haben sie das Potenzial, die Klimakrise durch Bildungsarbeit
zugänglicher zu machen. Die Umgestaltung der Gebäude und Einrichtungen der
Hochschulen erfordert enormen Aufwand auf allen Ebenen der Organisation und
Verwaltung. Daher ist eine langfristige und breit aufgestellte
Nachhaltigkeitsstrategie von entscheidender Bedeutung, dessen Entwicklung durch
die Hochschulen sofort beginnen sollte. Sollte bereits ein solches Konzept
vorhanden sein, so muss es gegebenenfalls in Bezug auf seine Ziele verschärft
werden und die Umsetzung unverzüglich beginnen.
Wir setzen uns für eine transparentere Hochschulkultur ein und fordern daher die
Einführung eines jährlichen Nachhaltigkeitsberichts des Rektorats gegenüber dem
Senat und der gesamten Hochschulgesellschaft. Dieser Bericht soll nicht nur
Fortschritte aufzeigen, sondern auch Hindernisse und Anpassungsvorschläge
enthalten. Um sicherzustellen, dass dieser Bericht breit veröffentlicht wird,
soll er nicht nur dem Senat zur Kenntnisnahme vorgelegt werden, sondern auch
über die Öffentlichkeitskanäle der Hochschule verbreitet werden.
Statt die Aufgabe von Nachhaltigkeit in einem Prorektorat zu verankern, welches
viele weitere Aufgaben hat, sollte ein Prorektorat für Klima und Nachhaltigkeit
eingerichtet werden, das sich ausschließlich mit der Umsetzung der
Nachhaltigkeitsstrategie befasst. So kann eine effektive Umsetzung des Konzepts
gewährleistet werden.
Wir fordern, dass sämtliche Entscheidungen, die von den Hochschulgremien
getroffen werden, auf ihre Vereinbarkeit mit Klimagerechtigkeit hin untersucht
werden.
Eine partizipative Beteiligung aller Statusgruppen ist entscheidend bei der
Entwicklung und Überprüfung der Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei ist es besonders
wichtig, dass alle Angehörigen der Hochschule ein gleichberechtigtes
Mitspracherecht im Nachhaltigkeitsprozess haben. Das bedeutet, dass alle Gruppen
regelmäßig über Umfragen eingebunden werden sollten und alle Gremien, die sich
mit Nachhaltigkeit an der Hochschule befassen, viertelparitätisch besetzt werden
müssen.
Um die nachhaltig engagierten Mitglieder der Hochschule zu koordinieren und zu
vernetzen, ist ein unabhängiges Nachhaltigkeitsbüro ein wertvoller Ort. Wir
fordern die Einführung eines Nachhaltigkeitsbüros an jeder sächsischen
Hochschule, die von Studierenden und Mitarbeitenden gleichermaßen geleitet wird.
Hier werden das Fachwissen von hauptberuflichen Nachhaltigkeitsbeauftragten und
die innovativen Ideen sowie persönlichen Erfahrungen von studentischen
Nachhaltigkeitsgruppen gebündelt. Das Nachhaltigkeitsbüro dient auch als freier
Raum für alle Nachhaltigkeitsgruppen der Hochschule, um den Austausch,
Workshops, Bildungsveranstaltungen und gemeinsame Aktionen zu fördern. Jeder
soll dazu ermutigt werden, sich an diesen Angeboten zu beteiligen, unabhängig
von Hintergrund und Vorkenntnissen.
Die*der Nachhaltigkeitsbeauftragte wird von einem viertelparitätischem Gremium
mit gleicher Beteiligung der Statusgruppen und einer festgelegten Amtszeit
eingestellt. Hierfür eignet sich die Einrichtung einer Rektorats- oder
Senatskommission mit entsprechend gleicher Sitzverteilung für alle
Statusgruppen, die neben der Wahl der beauftragten Person für Nachhaltigkeit
auch damit vertraut wird, der Hochschulleitung verbindliche Empfehlungen für die
Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie zu geben.
Wir freuen uns darüber, dass das SIB seit Jahresbeginn bereits von drei
regionalen sächsischen Unternehmen 100% Ökostrom bezieht und dies durch
entsprechende Herkunftsnachweise überprüft wird. Allerdings fehlt es an
Transparenz darüber, ob diese Firmen tatsächlich 100% nachhaltigen Strom
produzieren oder lediglich entsprechende Zertifikate erwerben. Es ist wichtig,
dass das SIB auf die Firmen einwirkt und dafür sorgt, dass diese ihre
Ökostromproduktion stetig erhöhen.
Darüber hinaus trägt die Hochschule die Verantwortung dafür, dass ihr Strommix
so nachhaltig wie möglich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten
Photovoltaikanlagen auf allen Dächern der Hochschule installiert werden. Sofern
dies nicht möglich ist, sollten die Dächer begrünt werden. Außerdem sollten bei
zukünftigen Neubauten PV-Anlagen von Anfang an mitgeplant und gebaut werden.
Sollten daraus Mehrkosten entstehen, müssen die Bundesländer ihrer ökologischen
Verpflichtung nachkommen und diese tragen. Nur so können wir die
Klimaneutralität der Hochschule erreichen.
Eine nachhaltige Hochschule sollte Freiräume bieten, die von allen Angehörigen
der Hochschule genutzt werden können. Hierzu zählen auch begrünte Flächen und
Wasseranlagen, die zur Erholung einladen und die Lebensqualität der
Besucher*innen erhöhen. Solche Naturräume tragen zur Erhaltung der Artenvielfalt
bei und bieten Tieren Lebensräume, weshalb sie insbesondere insekten- und
vogelfreundlich angelegt werden sollten. Natürliche Wasserflächen sorgen auch
für eine lokale Abkühlung, indem sie durch Verdunstungskühle die umliegende
Temperatur senken. Es gibt viele Vorteile bei der Schaffung von Naturräumen, wie
z.B. die Regulierung des Kohlenstoffzyklus.
Insbesondere in Städten sollten Hochschulgelände entsiegelt werden, um den
Gasaustausch und das Versickern von Regenwasser zu erleichtern, die Bodenfauna
zu schützen und die Stadt zu kühlen. Die Entfernung der Versiegelung trägt zur
Lebensqualität der Besucher*innen und zur Erhöhung der Artenvielfalt auf dem
Hochschulgelände bei. Die sächsischen Hochschulen müssen nicht nur durch ihre
Forschung, sondern auch durch ihre eigene Nachhaltigkeitspraxis Vorbild sein und
andere Institutionen und die Gesellschaft insgesamt inspirieren.
Ein spannendes Projekt zur Gestaltung eines grünen und lebenswerten Campus ist
die Einrichtung von sogenannten "Grünen Klassenzimmern". Hierbei wird ein
natürlicher Raum in ein Lernumfeld verwandelt, in dem im Freien
Unterrichtsinhalte vermittelt werden können. Dabei wird oft ein Bezug zu
nachhaltigen Themen hergestellt, wodurch niedrigschwellige Bildungsarbeit
betrieben werden kann.
Uni-Gardening-Initiativen sollten von den Hochschulen unterstützt werden, um den
Studierenden Raum zu geben, nachhaltige Räume zu schaffen. Zudem fordern wir die
Bereitstellung kostenloser Trinkwasserspender auf dem Campus, um nicht nur den
Verbrauch von Einweg-Plastikflaschen zu reduzieren, sondern auch den Grundbedarf
an Wasser gerecht zu erfüllen. Alle diese Projekte können durch eine aktive
Beteiligung von Studierenden umgesetzt werden, müssen aber von der Hochschule
angestoßen und verwaltet werden. Die Schaffung eines grünen und lebenswerten
Campus ist ein wichtiges Thema für Hochschulen in Sachsen und sollte als solches
behandelt werden. Durch die Förderung von nachhaltigen Projekten und die aktive
Einbindung von Studierenden können Hochschulen nicht nur ihre Verantwortung für
den Schutz der Umwelt wahrnehmen, sondern auch dazu beitragen, ein
nachhaltigeres Bewusstsein in der Gesellschaft zu schaffen, indem die
sensibilisierten Studierenden als Multiplikator*innen in ihrem zukünftigen
Arbeitsleben und im gesellschaftlichen Austausch fungieren können.
Eine digitale Hochschule ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer
nachhaltigen Hochschule und kann eine Inspiration für alle Mitglieder sein, den
Arbeits- und Studienplatz nachhaltiger zu gestalten. Durch die Digitalisierung
kann zum Beispiel der Papierverbrauch reduziert und die Verwaltung effizienter
gestaltet werden. Um eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Arbeitsweise an
den sächsischen Hochschulen zu fördern, fordern wir von der Landesregierung,
digitale Systeme bereitzustellen, die die Kommunikation mit und zwischen den
Hochschulen sowie das Bearbeiten von Dokumenten vollständig papierfrei
ermöglichen.
Zusätzlich sollten die sächsischen Hochschulen verpflichtet werden, ihre
Mitarbeitenden hinsichtlich der Nutzung von digitalen Systemen zu
sensibilisieren und Formulare, wo immer möglich, auf digitale Formate
umzustellen. Dabei ist es wichtig, den tatsächlichen Nachhaltigkeitsgewinn von
digitalisierten Prozessen kritisch zu hinterfragen und Maßnahmen zur Reduzierung
des Stromverbrauchs der Rechenzentren sowie der technischen Geräte zu ergreifen.
Die Juso-Hochschulgruppe fordert ein generelles Überdenken des Reiseverhaltens.
Durch die Abrechnungsstellen sollen Notwendigkeit der Reise, Reisezeit und
Reisedistanz kritisch auf ihre Verhältnismäßigkeit geprüft werden, außerdem ist
die Erlaubnis und Erstattung von innerdeutschen Flügen durch die Hochschulen
strikt abzulehnen. Als umweltfreundliche Alternative zu Dienstreisen soll die
Digitalisierung von Meetings und Konferenzen sowie die dafür notwendige
Ausstattung gefördert werden. Ein Kompensationskonzept für durch Reisen
entstehende CO2-Äquivalente muss erarbeitet werden und dessen Mehrkosten bei der
Wahl der Transportmittel berücksichtigt werden. Es müssen verbindliche
Weiterbildungen sowie Informations- und Diskussionsformate etabliert werden, um
das Bewusstsein für ökologische und soziale Kriterien zu stärken.
Klimagerechtigkeit in der Forschung und dem gesellschaftlichen Engagement von
Hochschulen
Die Juso-Hochschulgruppen fordern einen verstärkten Fokus der sächsischen
Hochschulen auf die Erforschung von Transformationskonzepten zur Bekämpfung der
Klimakrise und die Umsetzung dieser Konzepte innerhalb der Hochschule. Es ist
entscheidend, dass die Ergebnisse dieser Forschung nicht nur nach außen
kommuniziert, sondern auch innerhalb der Hochschule praktisch angewandt werden.
Wir fordern in Forschung und Lehre mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit
zu fördern und dafür verstärkt Aufmerksamkeit zu schaffen. Frauen und andere
marginalisierte Geschlechter sind oft unterrepräsentiert in der Forschung und in
Führungspositionen, was zu einem Ungleichgewicht in der Wahrnehmung von
Forschungsthemen und der Entwicklung von Lösungsansätzen führen kann. Wenn
Frauen und andere marginalisierte Geschlechter nicht angemessen in die Forschung
einbezogen werden, kann dies zu einer Verzerrung der Forschungsergebnisse und
einer ungleichen Verteilung von Ressourcen und Chancen führen. Die Förderung von
Geschlechtergerechtigkeit in der Forschung kann dazu beitragen, dass eine
größere Vielfalt an Perspektiven und Erfahrungen in die Entwicklung von
Lösungsansätzen einfließt. Um mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit in
Forschung und Lehre zu erreichen, müssen gezielt Maßnahmen ergriffen werden.
Dazu zählen unter anderem die Förderung von diversen Karrierewegen in der
Wissenschaft, die Schaffung von Chancengleichheit und die Reduktion von
struktureller Diskriminierung. Auch die Integration von Diversität und
Geschlechtergerechtigkeit in Lehrpläne und Forschungsprojekte ist wichtig, um
das Bewusstsein dafür zu schärfen und die Bedeutung dieser Themen hervorzuheben.
Hochschulen sollten nicht nur als Ort für Bildung, Lehre und Forschung
betrachtet werden, sondern auch als wichtige politische Stakeholder in Bezug auf
die Klimakrise. Sie liefern wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse und
Warnungen, die regelmäßig auf die politische Agenda gesetzt werden sollten. Die
Rolle der Forschenden und Wissenschaftler*innen als Expertinnen und
Vermittlerinnen von Wissen über die Klimakrise ist dabei von großer Bedeutung.
Um diese Rolle auszufüllen, sollten Hochschulen sich stärker in der Gesellschaft
engagieren, Wissensvermittlung betreiben und wissenschaftsfeindlichen Positionen
klar entgegentreten. Hierzu müssen sie Wissenschaftskommunikationsstrukturen
aufbauen oder bestehende Strukturen erweitern und Forschenden unterstützend und
beratend zur Seite stehen. Darüber hinaus sollten Hochschulen auch ihre
Wissenschaftler*innen vor möglichen Anfeindungen aus dem rechten oder
verschwörungsideologischen Milieu schützen, falls diese in ihrer Funktion als
Forschende öffentlich auftreten.
Die Einführung und Unterstützung von wissenschaftlich kuratierten Ausstellungen,
Diskussionen und öffentlichen Veranstaltungen wie der Public Climate School ist
ein weiterer wichtiger Schritt, um das Bewusstsein für die Klimakrise in der
Gesellschaft zu schärfen und das Engagement der Hochschulen für eine
klimagerechte Zukunft zu stärken. Insbesondere das Format der PCS bietet die
einmalige Chance, den Austausch zwischen Stadtgesellschaft und Menschen aus der
umliegenden Region und der akademischen Welt von Studierende, Promovierenden und
Forschenden zu fördern. Dadurch können sich Interessierte unabhängig von ihrem
Zugang zu Bildung mit Klimagerechtigkeit auseinandersetzen. Außerdem können sich
durch Diskussionen aller Beteiligten zu den aktuellen Themen der Nachhaltigkeit
wichtige politische Forderungen und Projekte ergeben.
Studieninhalte und Studierende
Wir Juso-Hochschulgruppen fordern ein Studium abseits der wirtschaftlichen
Verwertungslogik, das neben dem Erwerb von akademischem Fachwissen und der
Persönlichkeitsentwicklung als Keimzelle einer progressiven Gesellschaft dient.
Die Transformation unserer Gesellschaft wird jeden Bereich unseres Lebens
erfassen und bedeutend verändern. Deswegen brauchen wir junge
Hochschulabsolvent*innen aller Fächer, die – im Zuge ihres akademischen
Bildungswegs – auf diese Prozesse vorbereitet wurden. Deshalb fordern wir ein
verpflichtendes Modul in jedem Studiengang, das sich mit der Klimakrise
auseinandersetzt und sowohl fachspezifische als auch interdisziplinäre
Perspektiven auf das Thema beleuchtet. Indem die sächsischen Hochschulen
Studiengänge anbieten, die sich auf die Klimakrise und nachhaltige Entwicklung
konzentrieren, können sie dazu beitragen, die nächste Generation von Fachleuten
und Führungskräften hervorzubringen, die die Zukunft mitgestalten werden. Dabei
kann sich Sachsen als attraktiver Studienort für zukünftige Studierende
präsentieren, da das Interesse und die Wichtigkeit von Klimagerechtigkeit in den
nächsten Jahren nur noch weiter steigen wird.
Die Juso-Hochschulgruppe fordert, dass alle Wissenschaftler*innen Sachsens in
ihrer Lehre die Themen Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit stärken. Hierbei
soll das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
umgesetzt werden, insbesondere auch in der pädagogischen Ausbildung. Eine
Berücksichtigung dieser Forderung soll auch im Ernennungsprozess von Lehrenden
erfolgen.
Wir sind der Meinung, dass die Stimmen der Studierenden mehr Gewicht haben
sollten, um eine Entscheidung zu beeinflussen, die ihre Zukunft beeinträchtigt.
Deshalb fordern wir die sofortige Einführung der Viertelparität in allen Gremien
der akademischen Selbstverwaltung und die Ausstattung der Verfassten
Studierendenschaft mit einem allgemeinpolitischen Mandat.
Wir wissen, dass die Hochschule ein Ort ist, an dem sich Studierende treffen,
austauschen und sich weiterentwickeln können. Deshalb ist es wichtig, dass im
Zuge der Transformation zur klimagerechten Hochschule auch die psychosozialen
Beratungsangebote ausgebautwerden, um der mentalen Belastung entgegenzuwirken,
die die Klimakrise verursachen kann.
Studierendenwerke, Wohnen und Mobilität
Im Herbst forderte der Dachverband der Deutschen Studierendenwerke eine
Vorreiterrolle in Sachen Klimaneutralität ein und betonte ihre wichtige Rolle
als Multiplikator für Klimagerechtigkeit. Die Studierendenwerke haben viele
Stellschrauben, die für die Transformation der Hochschulen und des Alltags der
Studierenden eine fundamentale Rolle spielen. Generell fordern wir dazu eine
ausreichende Ausfinanzierung durch das Land, um zur klimagerechten Gestaltung
der Angebote der Studierendenwerke beizutragen. Da Mensen einen großen Anteil an
den CO2-Emissionen der Studierendenwerke haben, fordern wir generell die stetige
Verbesserung der Mensen in allen Nachhaltigkeitsaspekten. Wir möchten somit eine
nachhaltige und verantwortungsbewusste Mensakultur an unseren Hochschulen
etablieren, indem u. a. mehr auf Vermeidung von Plastikmüll und Recyclingaspekte
geachtet wird.
Eine weitere wichtige Forderung an die Mensen ist eine effektive Reduzierung von
Lebensmittelverschwendung in den Mensen. Wir setzen uns dafür ein, dass übrige
Gerichte und Zutaten kostenlos abgeholt und weiterverwendet werden können. Eine
Infokampagne gegen Lebensmittelverschwendung ist ein erster wichtiger Schritt,
um Bewusstsein zu schaffen und das Problem anzugehen. Darüber hinaus fordern wir
geeignete Möglichkeiten, dem Übrigbleiben von Lebensmitteln von vornherein aus
dem Weg zu gehen, indem z. B. Abstimmungstools für Mensagerichte etabliert
werden, damit die Mensen besser planen und ressourcensparend einkaufen können.
Den wichtigsten Einflussfaktor auf eine nachhaltige Gesellschaft haben Mensen
allerdings durch ihr Essensangebot. Deshalb fordern die Juso-Hochschulgruppen,
dass die Bepreisung von klimagerechten veganen und vegetarischen Speisen
deutlich billiger ausfällt. Weiterhin muss beim Einkauf der Zutaten auf
Regionalität und Saisonalität der Produkte geachtet werden. Wenn möglich, soll
ein Bio-Angebot zur Verfügung gestellt werden. Eine verstärkte Förderung des
veganen Angebots und eines bewussteren Einkaufs der Zutaten in den Mensen der
Hochschulen trägt dazu bei, den Fleischkonsum zu reduzieren und damit die
Treibhausgasemissionen zu senken. Darüber hinaus kann die Förderung des veganen
Angebots auch dazu beitragen, die Gesundheit der Studierenden zu verbessern und
das Bewusstsein der Studierenden für nachhaltige Ernährung und den ökologischen
Fußabdruck ihrer Ernährungsgewohnheiten zu fördern. Zur Verbesserung dieses
Bewusstseins ist es auch besonders wichtig, die CO2-Bilanzen der Speisen zu
berechnen und zu veröffentlichen. Es ist von großer Bedeutung, dass positive
Anreize für den Verzehr von veganen Gerichten in den Mensen geschaffen werden,
ohne dabei das tierische Angebot zu verbieten oder zu verteuern. Somit wird
verhindert, dass nur Studierenden mit höherem Einkommen der Fleischkonsum
ermöglicht wird. Wir setzen uns für vergünstigte Preise für vegane und
vegetarische Mahlzeiten in allen Mensen ein.
Auch im Bereich studentisches Wohnen gibt es viel Luft nach oben. Die
Wohnangebote der Studierendenwerke sollten schneller klimaneutral gestaltet
werden, beispielsweise durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen auf Dächern von
Wohnheimen. Hier sind aber notwendige Investitionen in die Wohninfrastruktur
erforderlich, die nicht zu Lasten der Student*innen gehen sollten.
Eine weitere wichtige Komponente ist die nachhaltige Mobilität. Das 9-Euro-
Ticket hat gezeigt, wie einfach Mobilität mit dem regionalen ÖPNV sein kann,
ohne Tarifdschungel und komplizierte Tarifzonen. Das Ticket hat viele
Studierende beim Semesterbeitrag finanziell entlastet. Allerdings gibt es immer
noch Einschränkungen beim Geltungsbereich der Semestertickets und beim Ausbau
des ÖPNV. Es gibt noch viel Verbesserungsbedarf, um eine klimabewusste Mobilität
für viele Studierende sicherzustellen. Die Juso-Hochschulgruppen fordern
kurzfristig ein dauerhaftes und deutschlandweites 9-Euro-Ticket für Studierende
und Auszubildende sowie mittelfristig einen umlagefinanzierten und ticketlosen
ÖPNV und Regionalverkehr. Zusätzlich setzen wir uns für ein europaweites
Semesterticket ein, um die Mobilität von Studierenden zu erleichtern und zu
fördern.
Auch an den Hochschulstandorten sollten sich die Hochschulen für eine
Verkehrswende einsetzen, indem der Ausbau des ÖPNV gefördert und der
motorisierte Individualverkehr reduziert wird. Die Forderung nach einer
autofreien Innenstadt kann die Verkehrswende begünstigen, daher sollten sich
Hochschulen vor Ort dafür einsetzen.
Begründung
Begründung erfolgt mündlich.