Veranstaltung: | Ordentliche Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | 6.1 Anträge |
Antragsteller*in: | Jusos Chemnitz (dort beschlossen am: 11/03/2023) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 03/15/2023, 09:27 |
A20: Ausbildungspaket Sachsen
Antragstext
Die Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen möge beschließen und
weiterleiten an die SPD-Landtagsfraktion:
Die letzten Jahre waren keine einfachen für uns alle. Insbesondere die Pandemie
und jetzt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine haben weitreichende Folgen
auf viele Lebensbereiche. Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit und Schließungen von
Betrieben haben tiefgreifende Folgen für unsere Wirtschaft. Diese Zustände
nehmen auch Einfluss auf Auszubildende und deren Ausbildungsqualität. Vielen
Azubis wurde dadurch der Lernstoff nur noch verknappt vermittelt und die Zeit
zum Erlernen der beruflichen Fähigkeiten war verkürzt. Wir finden, es ist an der
Zeit, mit dem „Ausbildungspaket Sachsen“ weitere Unterstützungen für eine
erfolgreiche Berufsausbildung von jungen Menschen auf den Weg zu bringen.
Mehr Wohnraum für Auszubildende
Viele junge Menschen in Ausbildung wohnen anfangs noch bei ihren Eltern. Meist
beginnen sie dann während der Ausbildung sich auf eigene Beine zu stellen und
suchen eine eigene Wohnung. Doch es ist gerade in Großstädten eine
Herausforderung, verfügbaren und mit Mitteln der Ausbildungsvergütung
finanzierbaren Wohnraum zu finden. Die Mieten sind zu hoch und laut dem DGB-
Jugend Ausbildungsreport von 2020 möchten 2/3 der Befragten gern in eine eigene
Wohnung ziehen, doch vielen bleibt diese Möglichkeit verwehrt. Daher fordern wir
mehr Wohnraum für Azubis. Konkret sollen Kommunen eine angemessene Anzahl an
Wohnungen bereitstellen, die sowohl für Einzelpersonen als auch WG-geeignet sind
und ausschließlich an Menschen in Ausbildung vergeben werden dürfen. Die Miete
darf dabei nicht höher als 20 - 25% der gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung
betragen. Außerdem sollen diese Wohnungen zentrumsnah und gut durch den ÖPNV
erreichbar sein.
Umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie und Ausbildungsfonds für Sachsen
Im Jahr 2020 sank die Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge um 11 %. Im
Folgejahr ist die Zahl wieder leicht gestiegen, aber noch weit unter dem Wert
von 2019. Dies und der generelle Mangel an den gewünschten Ausbildungsplätzen
bedeuten, dass uns in Zukunft noch mehr Fachkräfte fehlen werden. Eine
Ausbildungsplatzgarantie beugt auch dem Fachkräftemangel vor, denn laut einer
Studie der Bertelsmann Stiftung könnten bis zu 20 000 Fachkräfte pro Jahr
hinzukommen.
Eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie soll über drei Stufen funktionieren,
dabei schließen wir uns den Forderungen des DGB an:
Die Erste davon: Ein junger Mensch findet eine Ausbildung von gewünschtem Format
in einem Betrieb – hierbei handelt es sich um den bevorzugten Weg.
Zweite Stufe: Kleinere und mittlere Betriebe, die bislang aufgrund mangelnder
Kapazitäten nicht ausgebildet haben, sollen auf das Modell der Verbundausbildung
zurückgreifen können. Konkret kann das bedeuten, dass, wenn ein Betrieb
beispielsweise nicht über bestimmte Maschinen verfügt, dieser seine
Auszubildenden an außer- oder überbetriebliche Einrichtungen schicken kann, die
die nötigen Maschinen oder Ausbildungsmittel bereitstehen. Diese Einrichtungen
sollen besonders gefördert werden. So entstehen weitere Anreize für Betriebe,
Ausbildungsplätze anzubieten.
Dritte und letzte Stufe: Finden junge Menschen keinen passenden betrieblichen
Ausbildungsplatz, haben sie die Möglichkeit ihre Ausbildung in einer
außerbetrieblichen Einrichtung zu beginnen. Der Ausbildungsträger kooperiert mit
Betrieben in der Umgebung, in denen die Auszubildenden Praxisphasen absolvieren.
Zudem besuchen die Auszubildenden eine berufliche Schule, in der sie gemeinsam
mit betrieblichen Auszubildenden lernen.
Ziel ist hierbei, die Auszubildenden so schnell wie möglich an einen Betrieb zu
vermitteln, um dort ihre Ausbildung fortführen zu können.
Um das zu finanzieren, soll ein sächsischer Ausbildungsfonds eingerichtet
werden, in den alle Unternehmen einzahlen. Die Betriebe, die ausbilden, erhalten
eine finanzielle Förderung der Ausbildungskosten aus dem Fonds. Aus den weiteren
eingezahlten Geldern wird die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze
finanziert, also Kosten, die bei den außerbetrieblichen Trägern und deren
Kooperationspartnern entstehen.
Planungssicherheit schaffen, Übernahme sichern
Laut dem Ausbildungsreport 2022 der DGB-Jugend wussten nur 35 % der Befragten
zum Zeitpunkt der Befragung, dass sie am Ende ihrer Ausbildung übernommen
werden. Das muss mehr werden, da dies aus unserer Sicht ein möglicher Grund ist,
weshalb sich junge Menschen gegen eine Ausbildung entscheiden. Um dem
entgegenzuwirken, fordern wir eine verpflichtende Übernahme von einem Jahr nach
dem Ausbildungsende. Das gibt den Auszubildenden Sicherheit und die Möglichkeit
sich an den Alltag im Arbeitsleben zu gewöhnen, in dieser Zeit zu orientieren
und einen weiteren Lebensplan zu erstellen.
Gesetzlichen Mindestlohn auch für Auszubildende
Momentan ist durch die Mindestausbildungsvergütung die Mindesthöhe des
Einkommens der Menschen in Ausbildung geregelt. So bekommen Azubis im ersten
Lehrjahr 2023 mindestens 620 € und im dritten Lehrjahr 837 €. Wir erachten das
für zu wenig! Viele Kosten von Auszubildenden unterscheiden sich nicht von denen
der Facharbeitenden. So bezahlen beide die gleichen Preise für Lebensmittel,
Kleidung oder Kraftstoffe. Auch Miet- und Nebenkosten sind für Azubis nicht
gesenkt und häufig eine erhebliche Belastung. Deswegen fordern wir, dass der
gesetzliche Mindestlohn auch für Auszubildende gezahlt wird und der §1 des
Mindestlohngesetzes Anwendung findet.
Unsere Forderungen zusammengefasst:
- Wohnraum für Auszubildende mit Mietkosten in Höhe von 20 - 25% der
gesetzlichen Mindestausbildungsvergütung
- eine umlagefinanzierte Ausbildungsplatzgarantie und einen sächsischen
Ausbildungsfonds
- eine Übernahmepflicht für 1 Jahr nach Ausbildungsende
- Zahlung des gesetzlichen Mindestlohns auch für Auszubildende
Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass sich mehr junge Menschen für eine
Ausbildung begeistern können. Wir möchten dazu beitragen, dass sie auf diesem
Weg in der Lage sind, Erfahrung und Erkenntnisse zu sammeln, Menschen
kennenzulernen und den eigenen Lebensunterhalt bestreiten können.
Referenzen: